Auswahl und Hintergrund der Modellregionen

Im Rahmen von PlanTieFEn werden möglichst heterogene Regionen in Deutschland als aktuelle oder künftige Orte der Energiewende untersucht. Dieser Ansatz ermöglicht vergleichende Analysen der regionalen Anforderungen und Bedingungen der Planung sowie Umsetzung Erneuerbarer-Energien-Anlagen, damit diese Vorhaben gelingen. Dadurch können wir übertragebare Ansätze einer beschleunigten und dabei gesellschaftlich getragenen Energiewende vor Ort beschreiben. Die Modellregionen bilden sowohl urbane und stark verdichtete Räume als auch ländliche, von Tourismus und Landwirtschaft geprägte Räume, ab.

Mit dieser Auswahl und über die Integration weiterer Akteure insbesondere aus Bayern, werden verschiedene Planungssysteme und -kulturen betrachtet sowie sehr unterschiedliche Energiehistorien und -kulturen, sozioökonomische Herausforderungen und Topografien berücksichtigt.

Nach Abstimmung mit diversen Praxisakteuren zu aktuellen Herausforderungen und Handlungsbedarfen im Rahmen der beschleunigten und akzeptablen Realisierung der regionalen Energiewende wurden für jede Modellregion („Oberrhein“ in Baden-Württemberg, „Ruhrgebiet“ in Nordrhein-Westfalen und „Vorpommern“ in Mecklenburg-Vorpommern) jeweils zwei assoziierte Praxispartner ausgewählt. Die assoziierten Partner verfügen über besondere lokale Kenntnisse und eine weitreichende Vernetzung innerhalb der Modellregion sowie einer übergeordneten Perspektive auf die regionale Planungspraxis von Energieinfrastrukturen.

Die sechs assoziierten Praxispartner werden die laufenden Projektarbeiten mit diversen bereits laufenden Planungsprozessen verzahnen, um so einen kontinuierlichen Wissenstransfer zu gewährleisten.

Die Modellregionen in PlanTieFEn

Modellregion 1 „Oberrhein“

Regionalverband Südlicher Oberrhein (RVSO)

  • Der raumverträgliche Ausbau der erneuerbaren Energien ist von hoher politischer Bedeutung und fachlicher Dringlichkeit, zugleich ein planerisch anspruchsvoller Tätigkeitsbereich des Regionalverbands. Aktuell arbeitet die Verbandsverwaltung an den Regionalplan-Fortschreibungen „Solarenergie“ und „Windenergie“. Das Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsgesetz sowie das novellierte Landesplanungsgesetz geben vor, dass die Regionalverbände in Baden-Württemberg mindestens 0,2 Prozent der jeweiligen Regionsfläche für die Solarenergienutzung auf Freiflächen und mindestens 1,8 Prozent für die Windenergienutzung sichern sollen. Der ambitionierte landesgesetzliche Zeitplan sieht die Erarbeitung eines Planentwurfs noch im Jahr 2023 vor.
  • „Das Projekt PlanTieFEn kann einen Mehrwert für den Ausbau der erneuerbaren Energien im Rahmen der geplanten Offenlage der Regionalplan-Fortschreibungen ‚Solarenergie‘ und ‚Windenergie‘ leisten, indem ein erweitertes Kommunikations- und Beteiligungsangebot für Kommunen entwickelt und durchgeführt wird“ (Wolfgang Brucker, Direktor des RVSO).

Regionalverband Mittlerer Oberrhein (RVMO)

  • Die Region Mittlerer Oberrhein ist eine Region, die geprägt ist von Vielfalt und Kontrasten. In der dicht besiedelten Rheinebene treffen Urbanität, Mobilität und die Naturräume der Rheinniederung aufeinander. An die Rheinebene angrenzend erstreckt sich die Vorbergzone, die in den Schwarzwald übergeht. Beide weisen eine lange Geschichte der forstwirtschaftlichen und touristischen Nutzung auf mit einer landschaftlichen Prägung durch naturbelassene Wälder, Moore und viele Kur- und Erholungseinrichtungen. Ergänzt wird das Bild durch die landwirtschaftlich und teilweise mit kleinteiligen Siedlungsstrukturen geprägte Hügellandschaft des Kraichgaus. Alle diese Räume bergen eigene Chancen und Herausforderungen.
  • Obwohl die Region gute Windverhältnisse aufweist, spielte die Windenergienutzung bisher eine untergeordnete Rolle. Nach dem Abschalten des Kernkraftwerks in Philippsburg rückten die Solarenergie und die Tiefengeothermie als vielversprechende erneuerbare Energiequellen in den Fokus. Die Nutzung der zahlreichen Baggerseen in der Region als Standorte für schwimmende PV-Anlagen ist zudem ein erklärtes politisches Ziel der Region.
  • „Wir freuen uns, unsere Erfahrungen aus dem laufenden Planungsverfahren bei PlanTieFEN einbringen zu können und gleichzeitig von den anderen Projektpartnern zu lernen. Mit den Erkenntnissen aus dem Projekt sind wir sicher, einen zusätzlichen Beitrag zur Akzeptanz der Energiewende leisten zu können“ (Dr. Matthias Proske, Direktor des RVMO).

Modellregion 2 „Ruhrgebiet“

Regionalverband Ruhr (RVR)

  • tba

Stadt Dortmund

  • Dortmund ist aufgrund seiner industriellen Vergangenheit sehr dicht bebaut, weshalb sämtliche Bauvorhaben durch Flächenkonflikte geprägt sind. Insbesondere bei großen Systemen wie Freiflächen-Photovoltaik und Windenergieanlagen ist der Zubau nach den derzeitigen Rahmenbedingungen nur sehr eingeschränkt möglich. Gleichzeitig haben die Stadt samt Umland einen hohen Energiebedarf.
  • “Durch die Beteiligung an PlanTieFEn können Wege aufgezeigt werden, den benötigten massiven Zubau an erneuerbaren Energien möglichst verträglich für Bürger*innen, Natur, Wirtschaftsunternehmen und Verwaltung durchzuführen. Diese Erkenntnisse können dann für andere Städte in Ballungsgebieten adaptiert werden” (Dr. Ruben Schauer, Projektmanager Erneuerbare Energien und Energieversorgung der Stadt Dortmund).

Modellregion 3 „Vorpommern“

Landesenergie- und Klimaschutzagentur Mecklenburg-Vorpommern(LEKA MV)

  • Die Region Vorpommern bietet ein großes Potential für die Nutzung von Wind- und Sonnenenergie. Gleichzeitig bestehen vielfach große Vorbehalte gegen Energieprojekte und Mehrwerte für die Gemeinden und Anwohner*innen sind nur unzureichend bekannt. Oft werden die Planungsprozesse als zu langwierig wahrgenommen und fehlende Mitsprachemöglichkeiten werden bemängelt.
  • „Das Projekt PlanTieFEn wird neue, innovative, aber auch praxistaugliche und zeitnahe einsetzbare Instrumente für die Planung von erneuerbaren Energieanlagen entwickeln. Wir erhoffen uns davon einen Akzeptanzschub, um die notwendigen Planungen für den Ausbau der erneuerbaren Energien mit der gebotenen Geschwindigkeit umsetzen zu können“ (Gunnar Wobig, Geschäftsführer der LEKA MV).

Stadt Greifswald

  • Eine Herausforderung bleibt die zukünftige Wärmeplanung für die Stadt. Ein großer Meilenstein ist mit der Eröffnung der Solarthermieanlage der Stadtwerke Greifswalds bereits erreicht. Weitere müssen folgen. Freiflächenphotovoltaik und Photovoltaikanlagen auf Dachflächen sind eine weitere Herausforderung. Hier ist der Denkmalschutz nur eine Schwierigkeit in der historisch geprägten Stadt.
  • „Wir sehen durch das Projekt PlanTieFEn die Chance, zukünftig Planungen im Sinne der Energiewende gegebenenfalls schneller umsetzen zu können. Der Projektfokus auf kulturelle, historische und identitätsbezogene Aspekte ist hilfreich hinsichtlich der Verbesserung zukünftiger Planungsprozesse. Wir sehen einen großen Mehrwert darin, uns mit den weiteren Modellregionen des Projektes zu vernetzen und zu lernen“ (Michael Haufe & Stephan Braun, Klimaschutzmanager der Stadt Greifswald).