Transdisziplinär heißt, dass Forschung und Praxis eng zusammenarbeiten, um zur Lösung eines gesellschaftlich relevanten Problems, wie hier die Energiewende und ganz konkret die Flächenausweisung und Planung von Erneuerbaren-Energien-Anlagen, beizutragen. In der gemeinsamen Erarbeitung von Wissen, der sogenannten Wissensproduktion, steht das gemeinsame Lernen im Vordergrund.

Der transdisziplinäre Forschungsprozess von PlanTieFEn gliedert sich in drei aufeinanderfolgenden Phasen:

1. Regionen-Typisierung (Co-Design)
2. Energieregionen (Co-Production) und
3. Regionale Energievisionen (Co-Dissemination)

und setzt ein hohes Augenmerk auf die kontinuierliche Reflexion der Zusammenarbeit, der methodischen Umsetzung als auch der inhaltlichen Erkenntnisse (Co-Evaluation).

 

Phase 1 – Regionen-Typisierung (Co-Design)

Zur Vorbereitung der ersten Phase des Co-Designs hat das Projektteam bereits vor Start des Vorhabens mit Kommunen, Energieagenturen und Regionalverbänden Gespräche geführt und nach den aktuellen Herausforderungen bei der Planung Erneuerbarer-Energien-Anlagen gefragt. Auf dieser Grundlage konnten drei sehr heterogene Modellregionen ausgewählt werden, die viele für die wichtige Spezifika der Energiewende für Deutschland abbilden. Diese Auswahl erfolgte nach gemeinsam definierten Kriterien, wie z.B. Bevölkerungsdichte, Wirtschaftskraft, Bestand sowie Potenziale Erneuerbarer-Energien-Anlagen und Strukturwandel. In der ersten Phase identifizieren wir gemeinsam mit Praxisakteuren vor Ort die Charakteristika der Modellregionen und deren aktuelle Herausforderungen im Rahmen der Energiewende. Wir beschreiben auf dieser Grundlage die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Modellregionen, um daraus die unterschiedlichen Bedürfnissen an eine gelingende Energiewende formulieren zu können.

Vorgehen und Methoden:

  • Desk Research und Literaturrecherche
  • Explorative und vertiefende Leitfaden-Interviews
  • Akteurs- und Kontextanalyse
  • Medienanalyse und kulturwissenschaftliche Archiv-Recherchen
  • GIS-gestützte Potenzialanalysen für Photovoltaik (Freiflächen-, Agri-, und Floating-PV) und Windenergie auf Ebene der gesamten Modellregionen

Phase 2 – Energieregionen (Co-Production)

Anschließend an die erste Phase der Regionen-Typisierung verlagern wir den Fokus im Rahmen der Co-Produktionsphase in die zu untersuchenden Energieregionen. Die Zusammenarbeit in den Modellregionen erfolgt hauptsächlich in sogenannten partizipativen Planungslaboren. Diese werden in einer kleineren Teilregion („Fokusregion“) innerhalb der jeweiligen Modellregion stattfinden und je nach Größe und Gegebenheiten vor Ort circa zwei bis vier Gemeinden einbeziehen. Die Planungslabore bestehen maßgeblich aus einer Workshopreihe mit mehreren Veranstaltungen zu unterschiedlichen Fragestellungen, zum Beispiel zu den konkreten Herausforderungen und Anforderungen der Region an die Planung von Erneuerbare-Energien-Anlagen.

In den Workshops wenden wir unter anderem die Methode des Co-Mapping an, um gemeinsam mit den Teilnehmenden vor Ort anhand einer Karte die wichtigen und schützenswerten Orte dieser Fokusregion abzubilden und dabei emotionale Aspekte aufzunehmen. Im Anschluss erarbeiten wir gemeinsam Anforderungsportfolio für spezifische erneuerbare Energietechnologien. Je nach lokalen Schwerpunktsetzungen in den Planungslaboren, prüfen und bewerten wir gemeinsam mit den Praxisakteuren zum Beispiel im Folgenden, welche Flächen besonders für welche Technologie geeignet wären und warum. Ziel ist hierbei, weiche Faktoren, wie etwa den Erhalt des Landschaftsbildes und Sichtachsen, regionale Identitäten und kulturhistorische Prägungen zu berücksichtigen.

Vorgehen und Methoden:

  • Partizipative Planungslabore
  • Co-Mapping, partizipative Visions- und Narrativentwicklung
  • Explorative und vertiefende Leitfaden-Interviews
  • Erstellung von Detailprofilen zu regionalen Energiekulturen in Modellregionen
  • Hochaufgelöste GIS-gestützte Potenzialanalysen für Photovoltaik (Freiflächen-, Agri-, und Floating-PV) und Windenergie auf Ebene der Fokusregionen

Phase 3 – Energievisionen (Co-Evaluation und Co-Dissemination)

Über den gesamten Projektverlauf hinweg reflektieren wir gemeinsam mit den Praxisakteuren, wie die Zusammenarbeit läuft, welche Hemmnisse es gibt, wo angepasst werden sollte und wie die Zwischenergebnisse jeweils zu bewerten sind. Diese kontinuierliche Reflexion findet nicht nur projektintern statt, sondern mit weiteren Akteuren, z.B. einer sog. „Referenzgruppe Bayern“ und mit Projektleitenden anderer ähnlich gelagerter Vorhaben. Sie wird in Workshop-Formaten durchgeführt.

In der letzten Phase der Co-Dissemination erfolgt die Synthese der Teilergebnisse aus den einzelnen Arbeitspaketen in Form von regionalen Energievisionen und -narrativen. Es werden also für jede Modell- und ihre jeweilige Fokusregion wünschenswerte Energiezukünfte, daraus abzuleitende Visionen und diese unterstützende Narrative erarbeitet.

Im Ergebnis werden wir für die Praxis einen anschaulichen Energieatlas sowie einen Leitfaden zur raumsensiblen partizipativen Planung von Erneuerbaren-Energien-Anlagen entwickeln. Für die Wissenschaft werden wir Publikationen und Vorträge erstellen. Zur Verbreitung dieser unterschiedlichen Produkte wird ein Transfer-Workshop unter Einbezug relevanter Netzwerke aus der Energie- und Planungspraxis stattfinden.