Planwende durch die Transdisziplinäre Integration regionaler und sozio-kultureller Faktoren in die Planung von Energiewende-Maßnahmen vor Ort (PlanTieFEn)

Projektlaufzeit: Februar 2023 bis Januar 2026

Kurzbeschreibung

Im Projekt PlanTieFEn erarbeiten wir gemeinsam mit Akteuren aus der Planungspraxis sowie weiteren gesellschaftlichen Akteuren in drei Modellregionen Konzepte und Maßnahmen für die Beteiligung an Flächenausweisungen und Planungen zu Erneuerbare-Energien-Anlagen. Dadurch sollen lokale Anforderungen und Bedarfe besser integriert werden. Der Fokus liegt hierbei auf Aspekten, die bisher wenig in Planungs- und Genehmigungsprozesse berücksichtigt werden, wie z.B. kulturelle, historische und identitätsbezogene. Ziel ist, diese sogenannten “weichen” Faktoren von Planung integriert mit “typischen” (“harten”) Faktoren der Planung zu betrachten, wie z.B.  technoökonomische und regulatorische Kriterien. Hierbei setzen wir gezielt auf der lokalen und regionalen Ebene an und arbeiten eng mit Akteuren aus der Praxis zur Entwicklung passgenauer partizipativer und ggf. regulatorischer Maßnahmen zusammen. Dies geschieht in drei Modellregionen: „Oberrhein“ in Baden-Württemberg, „Ruhrgebiet“ in Nordrhein-Westfalen und „Vorpommern“ in Mecklenburg-Vorpommern.

Forschungs- bzw. Praxislücke

Die große Mehrheit der aktuellen Projekte und Vorhaben sowohl in der Energieforschung als auch der Planungspraxis fokussieren auf Maßnahmen der Regulierung und Technologieentwicklung (sog. top-down Ansatz). Soziokulturelle und historische Aspekte der Flächennutzung und die gesellschaftliche Wahrnehmung des örtlichen Landschaftswandels „aus den Regionen heraus“ (sog. bottom-up Ansatz) werden in den Planungsprozessen von Erneuerbaren-Energien-Anlagen nicht ausreichend adressiert.

Die Dringlichkeit der Klimawende und damit auch einer beschleunigten Energiewende liefert zwar gute Rechtfertigungsgründe für diesen Druck „von oben“, allerdings scheitern Planungsvorhaben im Namen des Klimaschutzes nicht selten daran, dass lokale Belange nicht ausreichend berücksichtigt werden. Dies führt zum Beispiel zu Widerstand. Wie kann es also gelingen, die Ausweisung von Flächen für und Planung von Erneuerbaren-Energien-Anlagen gemeinsam so auszugestalten, dass lokal und regional wichtige Aspekte in die Planungspraxis integriert werden?

–> Hierfür braucht es einen Wandel in der Planung, eine “Planwende”. Diese möchten wir mit dem Projekt anregen und wissenschaftlich begleiten.

Motivation und Ziele

Wir möchten die tieferen Ebenen einer raumsensiblen und gesellschaftlich akzeptablen Energiewende-Planung in typischen und gleichzeitig diversen Regionen Deutschlands besser verstehen. Hierbei nehmen wir drei Regionen Deutschlands in den Blick, die hinsichtlich deren Energieerzeugung und Ausgangsbedingungen sehr unterschiedlich aufgestellt sind, sog. Energieregionen. Uns interessieren dabei sowohl funktionale Stadt-Land-Beziehungen als auch Werte und Bedürfnisse eher ländlich geprägter “neuer” und “alter” Energieregionen. Denn mit der nun verstärkten Dringlichkeit des Ausbaus und den Änderungen der gesetzlichen Rahmenbedingungen sind alle Regionen in Deutschland betroffen.

Einige haben schon viel Erfahrung im Ausbau von erneuerbaren Energien, andere nicht. Einige weisen einen hohen Energiekonsum, z.B. aufgrund energieintensiver Unternehmen und einer hohen Bevölkerungsdichte auf, andere haben hohe Potenziale für den Ausbau erneuerbare Energien. Unsere Motivation ist, diese regionalen Verschiedenheiten besser zu verstehen und in den Ausbau erneuerbarer Energien einzubringen. Wir möchten mit dem Projekt PlanTieFEn dazu beitragen, dass die Beschleunigung des Ausbaus gleichzeitig gesellschaftlich getragen ist. Dafür werden wir in den drei Modellregionen in sog. partizipativen Planungslaboren mit Akteuren der Praxis zusammenarbeiten.

Die Ziele von PlanTieFEn sind zusammengefasst:

  1. 1.  unterschiedliche Energieregionen in Deutschland zu beschreiben und zu typisieren,
  2. 2.  an die jeweiligen Regionstypen angepasste und akzeptable Planungsansätze kollaborativ zu erarbeiten,
  3. 3.  dabei die Wirkungen von räumlichen Identitäten und regionalen Energiekulturen (wie Energie erzeugt und genutzt wurde und wird) zu untersuchen,
  4. 4.  um darauf aufbauend gemeinsam Zukunftsvisionen und -narrative in den Modellregionen zu entwickeln.

Die Beteiligten und Adressierten

Das Projektteam besteht aus den drei Verbundpartnern unter Gesamtprojektleitung des Öko-Institut e.V. in Freiburg, mit der Forschungsgruppe Transdisziplinäre Nachhaltigkeitsforschung (TransNaF) und dem Bereich Energie & Klimaschutz (E&K), der ILS Research gGmbH des Instituts für Landes- und Stadtentwicklungsforschung in Dortmund und dem Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität (Bereich: Klima und Innovation) in Berlin/Greifswald. Darüber hinaus sind der Regionalverband Südlicher Oberrhein (RVSO), der Regionalverband Mittlerer Oberrhein (RVMO), der Regionalverband Ruhr (RVR), die Stadt Dortmund (Umweltamt), die Stadt Greifswald (Umwelt- und Stadtbauamt) und die Landesenergie- und Klimaschutzagentur Mecklenburg-Vorpommern GmbH (LEKA MV) als assoziierte Praxispartner in den drei Modellregionen in das Projekt eingebunden. In den Modellregionen werden wir mit weiteren gesellschaftlichen Akteuren zusammenarbeiten. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von Praxisakteuren und meinen dann sowohl die assoziierten Praxispartner als auch alle weiteren beteiligten Akteure aus den Regionen.

Das Forschungsprogramm

Das Verbundvorhaben „PlanTieFEn“ wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz im Förderschwerpunkt „Energiewende und Gesellschaft“ im 7. Energieforschungsprogramm der Bundesregierung gefördert. Förderkennzeichen: 03EI5238A, 03EI5238B und 03EI5238C.